Alte Schrifttypen: Kannst du sie entziffern?
Das Beispiel in der Abbildung zeigt die Schrifttypen, die im 16. Jahrhundert und in den Folgejahrhunderten zur Anwendung kamen, mit Betonung des Schrifttyps der Kurrent. Für deutschsprachige Texte werden die Schrifttypen Fraktur, Kanzlei und Kurrent eingesetzt, für fremdsprachige Texte die lateinische Schrift. Fraktur, Kanzlei und Kurrent sind in dieser Reihenfolge hierarchisch angeordnet; Kanzlei ist als Schrift nicht als Institut zu sehen.
Kurrent ist die eigentliche Gebrauchsschrift für deutschsprachige Texte. Die Fraktur gibt es auch als Drucktype, etwa bis in die 1960er Jahre. Die Kurrent wurde von den Nationalsozialisten zuerst als die “Deutsche” Schrift bejubelt, allerdings dann unter dem Eindruck der so genannten Schwabacher-Type als “Judenlettern” verdammt und von Martin Bormann 1941 verboten.
Die lateinische Schrift geht auf die Humanisten zurück, die wiederum bei der Karolingischen Minuskel anknüpften, um gegenüber den gotischen Schrifttypen, insbesonders gegenüber der Buchschrift, die schwer lesbar war, eine besser lesbare Schrift für ihre Texte anzustreben. Die Humanistenschrift wurde auch als „Cancelleresca" bezeichnet, sie ist die Vorläuferin unserer Schreibschrift.
Abbildung: Archivrepertorium, Kloster Rein (Ende des 16. Jahrhunderts)
Transkription des Beispiels
Die Achts Lad Numero 8 (beide Zeilen in Fraktur)
Der herrn Prelaten zu Reun Instrument (7 Zeilen in Kanzlei)
der Election, Confirmation, Visitation vnd
Reformation, sambt etlichen Commissione(n)
so inen von dem obristen Abbte zu Cistertz,
vnnd anndern auferlegt worden denen nach-
zukhommen
Des ersten Priuilegii Numero 1 vnd 2
Signo X (kursive Teile in lateinischer Schrift)
Domini Joannis Lindenlaub dui Instrumenta Confir-
mationis der Prelatur zu Reun, so Oswaldus Abbte zu
Neuperg an stat des herrn _Joannis _ Abbte zu Ebrach als
ordinarius visitator die Election durch Commission ver-
richt hat, darüber dann Jacobus supresmus Abbte zu
Cisterz radificiert. Des Datum. 1515. Jar.
Numero 3 Signo X (ist das nächstfolgende Dokument beschrieben)