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Mittelalterliche Literatur – Germanistische Mediävistik: Teil 1

Texte aus dem Mittelalter lesen, in die heutige Sprache übersetzen und sie interpretieren: Das wirst du in deinen Mediävistik-Lehrveranstaltungen lernen. Wir haben dir zwei Beispiele mitgebracht, das erste davon gleich hier auf dieser Seite. Links siehst du den Originaltext, während rechts die Übersetzung steht.

Lies dir den Text durch und versuche dann, die darunterstehenden Fragen zu beantworten!

Mittelalterliche Literatur

Under der linden

an der heide,

dâ unser zweier bette was,

dâ muget ir vinden

schône beide

gebrochen bluomen unde gras.

Vor dem walde in einem tal,

tandaradei,

schône sanc diu nahtegal.

Unter der Linde

an der Heide,

wo unser beider Bett war,

da könnt ihr schöne

gebrochene Blumen und

geknicktes Gras finden.

Vor dem Wald in einem Tal,

tandaradei,

sang die Nachtigall lieblich.

Ich kam gegangen

zuo der ouwe,

dô was mîn friedel komen ê.

Dâ wart ich enpfangen,

hêre frouwe,

daz ich bin sælic iemer mê.

Kuster mich? Wol tûsentstunt:

tandaradei,

seht, wie rôt mir ist der munt.

Ich kam

zu der Wiese,

da war mein Liebster schon da.

Dort wurde ich empfangen

[wie eine] edle Dame,

so dass ich für immer glücklich bin.

Küsste er mich? Wohl tausendmal!

Tandaradei,

seht, wie rot mein Mund ist.

Dô het er gemachet

alsô rîche

von bluomen eine bettestat.

Des wirt noch gelachet 

inneclîche,

kumt iemen an daz selbe pfat.

Bî den rôsen er wol mac,

tandaradei,

merken, wâ mirz houbet lac.

Da hatte er aus Blumen

ein prächtiges Bett

vorbereitet.

Darüber wird jetzt noch

herzlich gelächelt,

wenn jemand denselben Weg entlangkommt.

An den Rosen kann er wohl,

tandaradei,

erkennen, wo mein Kopf lag.

Daz er bî mir læge,

wessez iemen

(nû enwelle got!), sô schamt ich mich.

Wes er mit mir pflæge,

niemer niemen

bevinde daz, wan er und ich,

und ein kleinez vogellîn –

tandaradei,

daz mac wol getriuwe sîn.

Dass er bei mir lag,

wüsste das jemand

(das verhüte Gott!), dann würde ich mich schämen.

Was er mit mir tat,

das soll nie jemand

erfahren, außer er und ich

und ein kleines Vöglein,

tandaradei,

das kann wohl verschwiegen sein.

 

Geschildert wird eine erfüllte, da erwiderte Liebe. Ihre Heimlichkeit wird vor allem in der letzten Strophe deutlich:

Dass er bei mir lag,
wüsste das jemand
(das verhüte Gott!), dann würde ich mich schämen.
Was er mit mir tat,
das soll nie jemand
erfahren, außer er und ich
und ein kleines Vöglein,
tandaradei,
das kann wohl verschwiegen sein.

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